Hot Hatches: Elektrisch aufgebrezelt
20. Juni 2025 Von Jürgen Pander
„Eine Legende ist geboren“, behauptet Peugeot. Aber eigentlich handelt es sich um eine Wiedergeburt. Denn das neue Auto, das da vollmundig angepriesen wird, ist der Peugeot E-208 GTI. Ein Elektromodell mit einer Leistung von 206 kW (280 PS), mit 345 Newtonmetern maximalem Drehmoment, einem Beschleunigungsvermögen von 5,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und einer Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. Peugeot stellte das Schrägheckmodell vor wenigen Tagen am Rande des 24-Stunden-Rennens von Le Mans vor. Damit kehrt eine Idee auf die Straße zurück, die der französische Hersteller vor gut vierzig Jahren schon einmal hatte: damals verkörpert vom Peugeot 205 GTI mit einem 1,6-Liter-Vierzylindermotor, der 105 PS (77 kW) entwickelte und den 850 Kilogramm schweren Wagen auf bis zu 193 km/h beschleunigte.
Peugeot setzte die GTI-Linie über mehrere Fahrzeuggenerationen fort – nun wird sie wieder aufgegriffen, vollelektrisch und ebenso leidenschaftlich, wie das ehemals der Fall war. Erst einmal hat Peugeot bei den Fans dieser Fahrzeugspielart lediglich das Interesse geweckt, nähere Informationen, ab wann das Auto verfügbar sein wird und vor allem, zu welchem Preis, gibt es noch nicht. Was es aber schon gibt, sind reichlich Konkurrenten. Denn auch andere Hersteller haben das klassische Hot-Hatch-Prinzip in die Elektromobilität übertragen.
Abarth zum Beispiel, der Sportableger von Fiat, präsentierte zum 75-jährigen Markenjubiläum im vergangenen Jahr den Abarth 600e und damit das leistungsstärkste Serienmodell in der bisherigen Unternehmenshistorie. Die E-Maschine des bulligen Kompaktwagens leistet in der Topversion „Scorpionissima“ 206 kW (280 PS). Oder Renault: Die französische Marke hat den Elektro-Kompaktwagen R 5 E-Tech, der erst seit wenigen Monaten auf dem Markt ist, auch ihrer Rennsportdivision Alpine anvertraut. Und dort wurde aus dem Allzweck-E-Mobil ein knackiges Sportmodell, die Alpine A290. In der Topvariante tritt der kompakte, nur 3,99 Meter lange Straßenfeger mit Sportfahrwerk, Schalensitzen und einer E-Maschine mit 160 kW (218 PS) Leistung an. Die Höchstgeschwindigkeit ist zwar auf 170 km/h begrenzt, aber von 0 auf Tempo 100 geht es in 6,4 Sekunden. Dazu muss lediglich die rote „OV“-Taste am Lenkrad gedrückt werden – schon schnellt die Fuhre voran wie vom Stromschlag getroffen.
Wie es für Elektroautos typisch ist, beeindruckt der Antrieb mit einer unmittelbaren und nahezu linearen Leistungsentfaltung. Die volle Antriebskraft steht ab der ersten Fahrpedalbewegung zur Verfügung, und dann geht es wie ebenso vehement wie gleichmäßig immer weiter voran. Allerdings, auch das ist typisch für Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb, ist die angegebene Maximalleistung, die für kurze Zeit erreicht werden kann, allenfalls ein grober Richtwert. Denn je nach Auslegung lässt sich die Topleistung in einem weiten Bereich justieren. Die mögliche Dauerleistung hingegen, ist meist deutlich geringer – gibt aber zugleich einen realistischeren Eindruck vom tatsächlichen Leistungsvermögen. Im Falle der Alpine A290 etwa liegt dieser Wert bei 78 kW, also etwa 105 PS. Das ist immer noch üppig, klingt aber längst nicht so extrem wie der mehr als doppelt so hohe Maximalwert.
Der Grund für die unterschiedlichen Leistungswerte von E-Antrieben ist, vereinfacht gesagt, das Thermomanagement. Kurzfristig lässt sich eine hohe Leistung realisieren, ohne dass die Maschine dabei überhitzt und einen Schaden nimmt. Über einen längeren Zeitraum – die Zulassungsvorschriften verlangen mindestens 30 Minuten – muss jedoch die Leistung eines E-Motors gedrosselt und angepasst werden, damit alle Parameter im grünen Bereich bleiben. Übrigens betrifft das nicht nur die E-Maschine, sondern auch den Akku, der ja die entsprechende Energie zur Verfügung stellen muss.
Auch Volkswagen hat ein rasantes Kompaktauto angekündigt. Auf der IAA Mobility Anfang September in München soll erstmals der serienreife VW ID 2 GTI gezeigt werden. Das kompakte Elektroauto der Wolfsburger in maximal sportlicher Ausprägung. Was bereits klar ist: Der Wagen basiert auf dem modularen Elektronik-Baukasten MEB Entry, der eine Frontantriebsarchitektur vorsieht. Damit die Leistung maximal kontrolliert auf die Straße gebracht werden kann, ist nach VW-Angaben eine dynamische Traktionskontrolle geplant. Zudem, so heißt es, werde das Auto über ein „GTI Experience Control System“ verfügen. Wer das aktiviere, könne „Antrieb, Fahrwerk, Lenkung, Sounderlebnis und sogar die simulierten Schaltpunkte im Stil eines der historischen GTI-Modelle anpassen“. Das klingt nach maximalem Fahrspaß. Oder kurz gesagt: nach Hot Hatch! (aum)
Alpine A290.
Photo: Renault via Autoren-Union Mobilität
Peugeot E-208 GTI.
Photo: Peugeot via Autoren-Union Mobilität
Peugeot E-208 GTI.
Photo: Peugeot via Autoren-Union Mobilität
Peugeot E-208 GTI.
Photo: Peugeot via Autoren-Union Mobilität
Peugeot E-208 GTI.
Photo: Peugeot via Autoren-Union Mobilität
Alpine A290.
Photo: Renault via Autoren-Union Mobilität
Alpine A290.
Photo: Renault via Autoren-Union Mobilität
Alpine A290.
Photo: Renault via Autoren-Union Mobilität
Abarth 600e.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
Abarth 600e.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
Abarth 600e.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
Abarth 600e Scorpionissima.
Photo: Stellantis über Autoren-Union Mobilität
VW ID 2 GTI Concept.
Photo: Volkswagen via Autoren-Union Mobilität
VW ID 2 GTI Concept.
Photo: Volkswagen via Autoren-Union Mobilität
VW ID 2 GTI Concept.
Photo: Volkswagen via Autoren-Union Mobilität
VW ID 2 GTI Concept.
Photo: Volkswagen via Autoren-Union Mobilität