DS No. 4: Der Duft der Auto Couture
5. Juni 2025 Von Frank Wald
Es ist ein strategischer Schritt, denn der neue Name reiht sich ein in die neue Nomenklatur der Marke, die sich zunehmend als automobile Interpretation französischer Luxuslabels versteht. Die Nomenklatur erinnert deshalb nicht zufällig an die Duftnummer des berühmten Pariser Modehauses – und soll künftig alle Modelle unter dem glamourösen DS-Dach homogenisieren. Wer jetzt an Kosmetik denkt, liegt nicht ganz falsch: Es geht bei diesem Facelift tatsächlich auch ums Äußere.
Auf den ersten Blick fällt die neue Frontpartie mit der markanten Lichtsignatur ins Auge: Strahlenförmig zieht sich das Tagfahrlicht von den äußeren Enden der Stoßfänger segmentartig zum beleuchteten Markenlogo in der Mitte – ein Designtrick, der das Auto auch bei Nacht sofort als DS kenntlich macht. Matrix-LED-Licht gehört in der Topausstattung Étoile zum Standard, am Heck sorgt eine neue 3D-Lichtsignatur in „Dark Chrome“ mit lasergravierten Schuppen für eine ebenso avantgardistische wie luxuriöse Optik. Auch das Heck ziert ein durchgehendes Band, darunter ein fast zu plakativ geratener „DS Automobiles“-Schriftzug über der neuen Modellbezeichnung.
In den Abmessungen bleibt der No. 4 identisch mit seinem Vorgänger: 4,40 Meter lang, nur 1,47 Meter hoch – eine Fließheck-Limousine mit sportlicher Silhouette, die eindeutig aus Paris stammt, aber im hessischen Rüsselsheim gefertigt wird. Das Design stammt aus dem Studio an der Seine, die Technik basiert auf der weiterentwickelten EMP2-Plattform – modular genug für elektrische, hybride und konventionelle Antriebe.
Die wohl spannendste Neuerung: Zum ersten Mal gibt es den kompakten Franzosen auch als reinen Stromer. Der vollelektrische DS No. 4 E-Tense bringt 156 kW (213 PS) auf die Straße und schöpft seine Energie aus einer 58,3 kWh großen Batterie. Laut Hersteller sind damit bis zu 450 Kilometer Reichweite möglich. Geladen wird entweder mit einem 11-kW-Onboard-Lader oder an Gleichstromsäulen mit bis zu 120 kW – das reicht, um das Auto in elf Minuten für die nächsten 100 Kilometer wieder flott zu machen.
Wer es lieber mit doppeltem Antrieb mag, dem steht ein überarbeiteter Plug-in-Hybrid zur Verfügung, der nun bis zu 77 Kilometer rein elektrisch fahren kann – ein Plus von rund 25 Prozent gegenüber dem bisherigen Modell. Der Zwitterantrieb kombiniert wie bisher einen 180 PS (132 kW) starken Vierzylinder-Turbobenziner mit einem Elektromotor, der 81 kW (110 PS) leistet. Daraus resultiert eine Systemleistung von 165 kW (225 PS) bei einem maximalen Drehmoment von 360 Newtonmetern, das über eine 7-Stufen-Doppelkupplungsautomatik verteilt wird.
Kleines Manko dabei: Zwar haben die Franzosen für eine größere Reichweite die Batterie vergrößert, aber leider versäumt, ihrem Premium-Plug-in-Hybrid eine Schnelladefunktion mitzugeben. So kann die 14,6 kWh-Batterie serienmäßig nur über einen 3,7-kW-Onboard-Lader, optional auch über ein 7,4-kW-Lader aufgefüllt werden. Einen DC-Anschluss, wie er inzwischen in den neuen PHEV des VW-Konzerns sowie einigen Chinesen zu finden ist und zum elektrischen Fahren animiert, gibt es weder für Geld noch gute Worte.
Die Einstiegsmotorisierung bleibt ein Mildhybrid. Ein 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner mit Unterstützung eines 21-kW-Elektromotors sorgt für 145 PS (107 kW) Systemleistung. Das genügt für urbanen Komfort, inklusive Rekuperation und elektrischem Rangieren, aber nicht für große Emotionen. Immerhin ist auch hier ein Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen an Bord – sanft schalten gehört also zum guten Ton. Aber auch ein Diesel-Modell, das bislang immerhin ein Drittel aller Verkäufe ausmachte, soll es wieder geben.
Bei den Ausstattungen zeigt DS, dass Premium nicht unbedingt mit Nüchternheit zu tun haben muss. Der Einstieg hört auf den Namen Pallas – ein historischer Verweis an die DS-Modelle der 60er-Jahre – und bietet bereits serienmäßig so einiges: LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, beheizbare Außenspiegel, Rückfahrkamera, ein Sicherheitspaket inklusive Notbremsassistent und adaptivem Tempomat sowie akustisch laminierte vordere Seitenscheiben. Innen dominieren schwarze DS Canvas-Stoffe in Kombination mit bronzeakzentuierten Applikationen – alles tierfrei, versteht sich.
Eine Stufe höher thront die Variante Étoile, französisch für „Stern“. Hier wird es deutlich nobler: Alcantara trifft auf Basaltstoff oder optionales Nappaleder – letzteres stammt von bayerischen Rindern, die mückenstichfrei aufwachsen und von Hand massiert werden, so versichert es der Hersteller. Aluminium-Pedale, elektrisch verstellbare Vordersitze, ein kabelloses Smartphone-Ladepad sowie das DS Iris Infotainment-System mit Chat-GPT-Spracherkennung sind ebenfalls an Bord.
Krönender Abschluss ist das Kollektionsmodell „DS N°4 Jules Verne“, inspiriert vom großen Visionär französischer Literatur – samt exklusiver Designanleihen an dessen berühmten Roman „In 80 Tagen um die Welt“. Kompassgrafiken, eine stilisierte Unterschrift des Autors und eine exklusive Karosseriefarbe namens „Nachtflug“ sorgen für den literarischen Touch. Innen gibt’s Alcantara-Sitze in Eternal Blau und Pearl Grau, vorne mit Massagefunktion, dazu beleuchtete Einstiegsleisten und ein üppiges Assistenzpaket, Parksensoren ringsum und natürlich Chat-GPT auf Abruf. Selbstverständlich lässt sich der Wagen schlüssellos öffnen und starten – ein bisschen Magie à la Phileas Fogg.
Die Preise sind so selbstbewusst wie das Design: Ab 38.640 Euro geht es los – für das Mildhybridmodell in der Pallas-Variante. Stromer und Plug-in-Hybrid starten ab 45.900 Euro – egal in welcher Motorisierung. Die Étoile-Version verlangt 5200 Euro Aufpreis, das Nappaleder kostet weitere 3800 Euro. Das Sondermodell Jules Verne beginnt bei 41.640 Euro.
Am Ende folgt DS Automobiles mit der Umbenennung nicht nur einer neuen Markenlogik, sondern inszeniert sein Kompaktmodell auch als stilbewussten Gegenentwurf zur Sachlichkeit deutscher Wettbewerber. Der DS No. 4 versucht ein bisschen französischen Luxus in den automobilen Alltag zu bringen. Und obwohl er nicht riecht wie ein echtes Parfum – ein Hauch von „Auto Couture“ schwingt hier auf jeden Fall mit. (aum)
DS No. 4.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 4.
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DS No. 4.
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DS No. 4.
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Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität
DS No. 4 und Autor Frank Wald.
Photo: Stellantis/Dani Heye via Autoren-Union Mobilität
DS No. 4.
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DS No. 4.
Photo: Stellantis via Autoren-Union Mobilität