Frischluft-Fahrspaß zum Feinkostpreis
26. April 2025 Von Frank Wald
Ein Blick zurück zeigt, wie stark sich das Bild verändert hat. In den 1990er Jahren galten Cabrios als Ausdruck von Lebensfreude und Individualität. Vom günstigen Kleinwagen mit Stoffverdeck bis hin zur luxuriösen Yacht auf Rädern mit zurückfahrbarem Hardtop – die Auswahl war riesig. VW Golf Cabrio, Peugeot 206 CC, Audi A4 Cabrio, Mercedes CLK – was zählte, war nicht der Nutzwert, sondern das Versprechen, dass ein Auto mehr sein konnte als nur ein Fortbewegungsmittel. Es war ein Lebensgefühl, das sich in Sonnenstunden messen ließ.
Doch spätestens mit dem Aufstieg der SUV geriet das Cabrio ins Hintertreffen. Der Markt wurde eng, die Modellvielfalt kleiner, die Entwicklungskosten höher. Wo die Kunden sich lieber für hohe Sitzpositionen und große Displays entschieden, blieb das Cabrio buchstäblich auf der Strecke. Auch die letzten Versuche, Cabrio und SUV zu kombinieren – erst das Range Rover Evoque Cabriolet, dann der offene VW T-Roc – blieben nur ein kurzes Aufflackern.
Entsprechend ernüchternd sind die Zahlen. Wurden 2004 in Deutschland noch rund 160.000 Cabrios neu zugelassen zählt das Kraftfahrt-Bundesamt zwanzig Jahre später nur noch etwa 40.000 – ein Rückgang von 75 Prozent. Auch das Angebot spiegelt diesen Trend wider: Statt 60 verschiedener Cabrio- oder Targa-Modelle wie früher, sind es 2025 gerade einmal noch 27. Dabei überschreiten 17 dieser Fahrzeuge die 100.000-Euro-Marke, was deutlich zeigt, wohin die Reise geht: Wer heute ein neues Cabrio möchte, muss nicht nur Leidenschaft, sondern auch ein gewisses Budget mitbringen.
Gab es Anfang der 2000er noch zahlreiche Angebote unter 20.000 Euro, muss man heute deutlich tiefer in die Tasche greifen. So ist aktuell das Mini Cooper Cabrio in der Einstiegsversion mit 163 PS starkem Benziner zu Preisen ab 31.200 Euro das günstigste Cabrio auf dem deutschen Markt. Die Position galt zwar bis zuletzt noch dem Fiat 500 Cabrio, doch weil es den italienischen Rundling nur noch als Vollelektriker mit 70 kW (95 PS) oder 87 kW (118 PS) gibt, klettert der Einstiegspreis nun auf 32.490 Euro. Geblieben ist das Rolldach, das eher Targa- statt Cabrio-Feeling vermittelt.
Anders dagegen der Mazda MX-5, der 1989 die Roadster-Renaissance einläutete, und in seiner vierten Generation zwar kaum mehr Platz, dafür um so mehr Fahrspaß mitbringt. Doch auch die Tage des offenen Zweisitzers scheinen gezählt, wird er doch nur noch mit einem 132 PS starken 1,5-Liter-Benzinmotor ab 33.190 Euro angeboten. Das Schicksal wird wohl auch das VW T-Roc Cabrio, das einzig verbliebene SUV mit Stoffverdeck, ereilen. Tatsächlich war geplant, das Modell auslaufen zu lassen, bis es sich 2024 mit über 7700 Neuzulassungen zum meistverkauften Cabrio Deutschlands aufschwang. Jetzt bleibt es vorerst im Programm, wahlweise mit zwei Benzinern mit 116 PS und 150 PS zu Preisen ab 36.910 Euro.
Im mittleren Preissegment, also zwischen 50.000 und 80.000 Euro, wird es schon deutlich exklusiver. Der BMW Z4 etwa, ein klassischer Roadster, leistet in der Basisversion 197 PS und beginnt bei 50.700 Euro. Das größere BMW 4er Cabrio ist ab 60.800 Euro zu haben und bietet in der leistungsstärksten Version als M4 Competition bis zu 530 PS. Auch Mercedes ist in dieser Liga vertreten, mit dem neuen CLE Cabrio, das je nach Variante zwischen 170 und 449 PS bietet und zwischen 61.000 und 103.000 Euro kostet.
Der Ford Mustang Cabrio, ein Klassiker unter den offenen Sportwagen, kommt mit seinem 5,0-Liter-V8 auf 449 PS und kostet rund 65.000 Euro. Wer es ganz puristisch will, greift zu einem Caterham oder Morgan – Exoten, die zwischen 165 und 255 PS leisten und deren Preise zwischen 41.000 und 119.000 Euro liegen, abhängig von Modell und Ausstattung. Allerdings fehlt es diesen Fahrzeugen meist an einem ausgebauten Händler- oder Servicenetz.
Oberhalb von 100.000 Euro beginnt dann die Welt der luxuriösen Offenbarungen. Hier tummeln sich Fahrzeuge wie das BMW 8er Cabriolet, das in der Basis mit 333 PS startet und als M8 mit 625 PS auf bis zu 190.000 Euro kommt. Porsche bedient das gleiche Segment mit dem 911 Cabriolet, das je nach Variante zwischen 385 PS (Carrera) und 650 PS (Turbo S) bietet. Die Preise reichen dabei von etwa 143.000 bis knapp 193.000 Euro. Mercedes kontert mit dem neuen AMG SL, der in der Basis als SL 43 mit 381 PS startet, in der Topversion SL 63 aber bis zu 612 PS aufbietet und entsprechend zwischen 131.000 und rund 225.000 Euro kostet. Auch die Corvette Stingray Convertible mit 482 PS und 6,2-Liter-V8 ist in diesem Segment angesiedelt – ab etwa 110.000 Euro.
Noch exklusiver wird es bei Cabriolets jenseits der 200.000-Euro-Grenze. Aston Martin bietet den DB12 Volante mit 680 PS an, während Bentley mit dem Continental GTC – erhältlich mit V8 oder W12 und Leistungen zwischen 550 und 659 PS – eine Mischung aus Kraft und Komfort bietet. Ferrari bringt gleich mehrere offene Modelle, darunter den Roma Spider, 12Cilindri Spider und SF90 Spider – die Preise starten hier bei etwa 250.000 Euro und enden bei 850.000 Euro. Und auch McLaren mischt in der Open-Air-Luxusliga mit: Der Artura Spider mit 700 PS starkem V6-Motor ist ab 275.000 Euro im Angebot, getoppt noch von dem 750S Spider mit 750-PS-V8 ab 350.000 Euro. Sicher keine Autos, denen man im Alltag begegnen wird.
Was ebenso für die vollelektrischen Cabrios gilt. Denn derzeit sieht es nicht danach aus, als könnte das Elektrozeitalter dem offenen Fahren neues Leben einhauchen. Neben dem bereits erwähnten Fiat 500e Cabrio gibt es bislang nur das Maserati Gran Cabrio Folgore mit drei 560 kW (761 PS) starken E-Maschinen zu Preisen ab 206.713 Euro, das vermutlich nicht allzu häufig im Stadtverkehr zu sehen sein wird. Dann vielleicht schon eher der MG Cyberster, ein vollelektrischer Roadster mit wahlweise 250 kW (340 PS) starken Heckantrieb oder Allradantrieb mit 375 kW (510 PS), der noch in diesem Jahr ab etwa 65.000 Euro starten soll.
Auch Mini, Polestar und Porsche arbeiten angeblich an Cabrio-Stromern, ohne jedoch schon genaue Termine zu nennen. Allein Tesla ergeht sich wie üblich in Ankündigen und Superlativen. Die Neuauflage seines Roadsters ist für 2026 geplant, mit über 1000 Kilometern Reichweite, einer Beschleunigung in unter zwei Sekunden auf 100 km/h und 400 km/h in der Spitze – der Einstiegspreis für die Serienversion soll bei 168.000 Euro liegen. (aum)
Mini Cooper Cabrio.
Photo: Autoren-Union Mobilität/BMW
Mini Cooper Cabrio.
Photo: Autoren-Union Mobilität/BMW
Elektro-Cabrio Fiat 500e.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Guido Borck
Elektro-Cabrio Fiat 500e.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Guido Borck
Mazda MX-5.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Mazda
Mazda MX-5.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Mazda
VW T-Roc Cabriolet, Sondermodell „Edition Grey“.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Volkswagen
VW T-Roc Cabriolet, Sondermodell „Edition Grey“.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Volkswagen
BMW Z4.
Photo: Autoren-Union Mobilität/BMW
BMW Z4.
Photo: Autoren-Union Mobilität/BMW
BMW 4er Cabriolet.
Photo: Auto-Medienportal.Net
Mercedes-AMG CLE 53 4-Matic+ Cabriolet.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Mercedes-Benz
Mercedes-Benz CLE Cabriolet.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Knödler
Ford Mustang Cabrio.
Photo: Auto-Medienportal.Net/Ford
Ford Mustang Cabrio.
Photo: Auto-Medienportal.Net/Ford
Caterham Seven 170 R.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Caterham
Morgan Plus Four.
Photo: Auto-Medienportal.Net/Morgan
BMW 8er Cabriolet.
Photo: Auto-Medienportal.Net/BMW
BMW 8er Cabriolet.
Photo: Auto-Medienportal.Net/BMW
Porsche 911 GTS Cabriolet.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Porsche
Mercedes-AMG SL 63 S E Performance.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Mercdes-Benz
Mercedes-AMG SL 63 S E Performance.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Mercdes-Benz
Chevrolet Corvette Stingray Cabriolet.
Photo: Auto-Medienportal.Net/Ben Fasano
Chevrolet Corvette Stingray Cabriolet.
Photo: Auto-Medienportal.Net/Ben Fasano
Aston Martin DBS Superleggera Volante.
Photo: Auto-Medienportal.Net/Aston Martin
Bentley Continental GTC.
Photo: Auto-Medienportal.Net/Lisa Hofmann
Ferrari Roma Spider.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Ferrari
Ferrari Roma Spider.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Ferrari
Ferrari 12Cilindri Spider.
Photo: Ferrari via Autoren-Union Mobilität
Ferrari SF90 XX Spider.
Photo: Autoren-Union Mobilität/Ferrari
McLaren Artura Spider.
Photo: Autoren-Union Mobilität/McLaren
Maserati Gran Cabrio Folgore.
Photo: Maserati via Autoren-Union Mobilität
Maserati Gran Cabrio Folgore.
Photo: Maserati via Autoren-Union Mobilität
MG Cyberster.
Photo: MG via Autoren-Union Mobilität
MG Cyberster.
Photo: MG via Autoren-Union Mobilität
Geplanter Tesla Roadster.
Photo: Auto-Medienportal.Net/Tesla